Malte Weidemann im Interview

Eiskalte Energie

Das Energiekonzept für die TUP-Erweiterung hat das Planungsbüro Weidemann aus Bad Sassendorf entwickelt. Inhaber Malte Weidemann plant seit über zehn Jahren ausschließlich Wärmepumpen, die zum Großteil mit regenerativer Energie angetrieben werden. Er hat sich insbesondere einen Namen als Spezialist für die Eis-Energiespeichertechnologie gemacht. Immer häufiger kommt diese auch in Quartier-Wärmenetzen mit Heizlasten von bis zu 4,5 Megawatt zum Einsatz.

Wie schon im ersten Bauabschnitt kommt auch im Neubau des TUP-Campus die Eis-Energiespeichertechnologie in Verbindung mit dem ClimaLevel Multiboden zum Einsatz. Haben Sie auch alternative Konzepte geprüft?

Weidemann:
Der Bauherr ist sehr zufrieden mit dem Energiekonzept des Bestandsgebäudes sowohl was den Energieverbrauch als auch den Komfort betrifft. Daran haben wir uns orientiert. Alternativ zum Eis-Energiespeicher haben wir den Einsatz eines Erdkollektors unter dem Gebäude geprüft. Da wir aber wie im Bestandsgebäude auch im Neubau eine relativ hohe Kühllast haben, war der Eis-Energiespeicher die effizientere Lösung, da er die Kühlenergie praktisch frei Haus liefert. 

Der ClimaLevel Multiboden war aufgrund der positiven Erfahrungen im Bestandsgebäude gesetzt. Ich bin von dem System absolut überzeugt und arbeite schon seit über zehn Jahren mit der ClimaLevel GmbH zusammen. Der Multiboden klimatisiert die Räume optimal und besonders effizient. Das System ist perfekt geeignet, um Gebäude mit Niedertemperatursystemen wie Wärmepumpe und Eis-Energiespeicher zu heizen und zu kühlen, da es die Estrichmasse als zusätzlichen Wärmetauscher einsetzt. Auf diese Weise hat die einströmende Luft immer annähernd Raumtemperatur. Der hohe Luftvolumenstrom an den Auslässen sorgt darüber hinaus für eine sehr gute Kälteverteilung im Raum. Im Bestandsgebäude sind in den Besprechungsräumen  noch zusätzliche Klimasplitgeräte verbaut. Auf diese konnten wir im Neubau verzichten.

Sie planen schon seit Jahren ausschließlich Wärmepumpen aller Art und verzichten weitestgehend auf den Einsatz fossiler Energien. Welche Rolle spielt der Eis-Energiespeicher in Ihren Konzepten?

Weidemann: 
Fossile Energien setzen wir nur noch zur Spitzenlast-Abdeckung in Kombination mit Wärmepumpen ein. Der Eis-Energiespeicher ist das Schlüsselelement für die Nutzbarmachung und die Zwischenspeicherung regenerativer Energie. Im Vergleich mit anderen Speichersystemen wie Wasser-Wärmespeichern, kann er in etwa die 80-fache Energie aufnehmen. Immer dann, wenn parallel zur Wärme auch Kühlenergie benötigt wird, zeigt er seine Stärken. Aber auch wenn nur geheizt wird, ist die Eis-Energiespeicher-Technologie eine effiziente Lösung.

Das Invest für diese Technologie ist allerdings beachtlich. Ab wann amortisiert sich dies?

Weidemann: 
Die hohe Investition schreckt zunächst ab, aber im Durchschnitt können sich die Mehrkosten nach zehn Jahren amortisieren. Wenn der Anteil der benötigten Kälteenergie wie auch beim TUP-Campus besonders hoch ist – teilweise muss hier schon ab Februar/März auch gekühlt werden – liegt dieser Wert deutlich darunter.

Welche Projekte mit Eis-Energiespeichertechnologie haben Sie aktuell in Planung? 

Weidemann: 
Wir planen aktuell drei Lagerhallen mit angrenzendem Büro für ein Logistikunternehmen mit einem Eis-Energiespeicher, der auf knapp 500 kW Leistung ausgelegt ist. Auf dem Vormarsch ist die Technologie auch bei der Entwicklung von Nahwärmenetzen. In Quartieren in ganz Deutschland erstellen wir Machbarkeitsstudien für BEW-Anträge mit Eis-Energiespeichertechnologie. Gerade gestellt haben wir einen BEW-Antrag für ein effizientes Wärmenetz mit einem Eis-Energiespeicher, der von einem Schmutzwasser-Wärmetauscher regeneriert wird. Für einen anderen Versorger entwickeln wir eine Quartierslösung auf Basis dreier Eis-Energiespeicher mit einer Gesamtleistung von 4,5 Megawatt, die gänzlich ohne fossile Energie auskommt.