Solar Decathlon

Ausgezeichnet!

Die Geschichte der rheinland-pfälzischen Kleinstadt Baumholder ist eng mit der Entwicklung Deutschlands und Europas nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verknüpft. Nach der Errichtung der US-Garnison auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz der deutschen Wehrmacht, tritt der „American Way of Life“ in den 50er- und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts von hier aus seinen Siegeszug in der westlichen Welt an. Auch die Folgen von Ereignissen wie der Fall der Mauer sowie der Anschlag auf das World Trade Center (9/11) und die dadurch veränderte weltpolitische Lage, spiegeln sich in der Region im Kleinen. Mehr Stoff als genug für ein einzigartiges Regionalmuseum, das nach langen Planungen im Herbst 2018 eröffnete. Ebenso außergewöhnlich wie die Ausrichtung des Museums ist sein Unterbringungsort: der „Goldene Engel“. Das ehemalige Gasthaus wurde 1962 durch den Schweizer „Magnum“ Fotografen René Burri weltbekannt, der es zum Titelbild seines Buches „Die Deutschen“ machte. Dafür hatte er 1959 neben den Metropolen Deutschlands auch Baumholder besucht, zum damaligen Zeitpunkt Sichtfenster und Schnittpunkt Nachkriegsdeutschlands. Das Gebäude wurde mit großem Aufwand und Liebe zum Detail zu einem Kulturzentrum umgebaut und beherbergt neben dem Museum die Stadtbibliothek, ein Café sowie die Touristinformation der Stadt.

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Ökologisch, nachhaltig, technologisch innovativ, architektonisch anspruchsvoll und bezahlbar: So lautete die Herausforderung für die Teilnehmer des Solar Decathlons. Die Quadratur des Kreises gelang dem Team der TU Wien, das sich 2013 bei dem alle zwei Jahre vom US-Energieministerium veranstalteten internationalen Hochschulwettbewerb für nachhaltiges Bauen unter 20 Finalisten in Kalifornien durchsetzen konnte. Sein Beitrag LISI für „Living Inspired by Sustainable Innovation“ getauft, ein fast vollständig aus Holz gefertigtes Plusenergie-Atrium-Haus, überzeugte in allen zehn Bewertungsdisziplinen.

Im Zusammenspiel von modularer Leichtbauweise, ökologischen Materialien und erneuerbarer Energie entwickelten die österreichischen Studenten ein qualitativ hochwertiges, nachhaltiges und bezahlbares Wohnhaus, das sich flexibel an die Bedürfnisse seiner Bewohner anpassen lässt. LISI gliedert sich in drei Zonen: Servicekern, Wohnbereich und angrenzende Innenhöfe, die durch eine flexible Außenhülle geschlossen werden können. Zentrum des Hauses ist der großzügige Wohnbereich, der frei gestaltbar ist, da sämtlicher Stauraum in die Wände integriert wurde. Große Schiebetüren öffnen sich zu den Innenhöfen, erweitern den zentralen Wohnraum und schaffen eine Verbindung von Innen und Außen. Mobile horizontale und vertikale Verschattungselemente sorgen für eine optimale Energieeinsparung. Verbaut wurden fast ausschließlich nachwachsende Rohstoffe und ökologische Materialien. LISI besteht zu 96 Prozent aus Holz, das für Konstruktion und Wärmedämmung als auch für Wand- und Deckenverkleidung, als Boden sowie für die Möbel verwendet wurde. Die Energie für das Umwelt-Vorzeigehaus erzeugt eine im Dach integrierte Photovoltaikanlage. Die Versorgung mit Kalt- und Warmwasser für Heizung und Kühlung übernehmen zwei reversible Luft-Wasser-Wärmepumpen. Ein Lüftungsmodul, das als Wärme- und Feuchtetauscher fungiert, sorgt für ein angenehmes Raumklima.

Zentrales Übertragungssystem ist der ClimaLevel Multiboden HKL. Die innovative Bodenkonstruktion vereint Heizen, Kühlen sowie Lüftung in einem System. Die Kombination von konventioneller Fußbodenheizung und Luftstrom macht diese Lösung ebenso reaktionsschnell wie energieeffizient. Darüber hinaus sorgt die ausgefeilte Belüftungstechnik für das geforderte konstant stabile, optimale Raumklima – sogar unter den besonderen klimatischen Verhältnissen des Ausstellungsortes im kalifornischen Irvine. Auch dank des ebenso leistungsfähigen wie wirtschaftlichen Multibodensystems der ClimaLevel GmbH konnte LISI in allen relevanten Wettbewerbskategorien punkten und wurde zum „innovativsten Solarhaus der Welt“ gekürt.

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