VDI 6022

Multiboden und Hygiene

Solange der Multiboden verbaut wird, so lange gibt es die Diskussion, inwiefern diese Art der Luftführung mit den Anforderungen an die Hygiene von Lüftungsanlagen vereinbar ist. 

Die Basis für die Einhaltung der gängigen Normen und Vorschriften bildet die Wahl der Materialien. Nach DIN 1946 müssen Innenflächen von Luftleitungen glatt und abriebfest sein. Nach VDI 6022 dürfen „… nur solche Geräte und Anlagenteile verwendet werden, die keine gesundheitsgefährdenden Stoffe, Fasern und Gerüche abgeben und nicht das Wachstum von Mikroorganismen fördern …“. Die Hohlbodenplatte, das Kernelement des Multibodens, besteht aus Polystyrol. Also dem Material, aus dem auch Joghurtbecher hergestellt werden. Das Polystyrol enthält keine Lösungsmittel, keine Weichmacher, gibt keine Fasern ab und ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit. Das ist die Basis.

Messungen und Gutachten
Aus Anlass der Planungen für das „Centrum Integrativer Medizin – CIM“ in Koblenz wurde eine bestehende Anlage mit dem Multiboden im Jahre 2006 durch den TÜV Rheinland hinsichtlich der Keim- und Schadstoffbelastungen untersucht. (Bericht Nr. 30001726)

Untersucht wurden die Parameter Keime, Ozon und die Partikelanzahl der Größe 0,3 µm und 0,5 µm. Die Probenahme und direkte Anzeige der Partikelgrößen 0,3 μm und 0,5 μm erfolgte mittels Laserpartikelzähler. Die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen ergaben, dass die Werte der Ansaugluft höher lagen, als die der Systemluft des Hohlbodens. Somit wurde die Anforderung, wonach die Systemluft mindestens der Außenluft und der Ansaugluft entspricht, erfüllt. In der Folge erhielt dieses Projekt die Freigabe durch das „Institut für Hygiene und Infektionsschutz“ des Landesuntersuchungsamtes Rheinland-Pfalz. Die Grundlage dieser wegweisenden Freigabe lag in der Untersuchung des Istzustandes einer laufenden Anlage. Was aber ist bei Neuplanungen und Montagen zu beachten? Der Transport, die Lagerung und die Verarbeitung von Leitungen auf der Baustelle spielen in dem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Das reine Abkleben von Kanalteilen während der Lagerung reicht nicht. Häufig verschmutzen sie erst richtig, wenn nachfolgende Gewerke ihren Schmutz hinterlassen. Deshalb müssen die luftführenden Teile des Multibodens nach der Montage wieder verschlossen werden. An der Stelle der später einzubauenden Luftauslässe sorgt eine Rohbauschalung aus Polystyrol für eine hinreichende Abschottung des Systems. Der Luftauslass wird in der Regel nach oder während der Verlegung des Oberbodens montiert. Dann kann eine finale Reinigung des Auslassbereiches durch Absaugung erfolgen.

Einhaltung der VDI 6022 „Raumlufttechnik, Raumluftqualität“

Ziel der Richtlinienreihe VDI 6022 „Raumlufttechnik, Raumluftqualität“ ist die Schaffung von gesundheitlich zuträglicher Atemluft in Gebäuden. Diese Richtlinienreihe beschäftigt sich daher mit der Hygiene raumlufttechnischer Anlagen und Geräte. Dabei ist das Minimalziel, dass die in den Raum abgegebene Luft nicht schlechter ist als die vom Gerät oder der Anlage angesaugte Luft. Die Raumlufttechnik darf also nicht selbst Quelle von Verunreinigungen sein. 

Damit die RLT-Anlagen das geforderte physiologisch günstige Raumklima und eine hygienisch einwandfreie Qualität der Innenraumluft gewährleisten können, müssen die hygienischen Anforderungen der Anlagen dauerhaft eingehalten werden. Zur Inspektion und auch für die Reinigung von raumlufttechnischen Anlagen gibt es darauf spezialisierte Unternehmen, die über ausgebildetes Personal und das notwendige Spezialwerkzeug verfügen.

Inspektion des Multibodens
Zur Überprüfung des Hygienezustandes von RLT-Anlagen schreibt die VDI-Richtlinie 6022 sogenannte Hygieneinspektionen vor. Sie sollen im Abstand von drei Jahren – bei Anlagen mit Befeuchtern alle zwei Jahre – durchgeführt werden. In der Praxis kein einfaches Unterfangen, denn das Luftleitungsnetz ist oft nur schwer zugänglich. Es gibt dennoch Möglichkeiten, das System zu inspizieren.  Etwa über  den Ausbau der Boden-Luftauslässe. Mit einer Schiebekamera oder einem kleinen Inspektionsroboter kann man sogar längere Strecken begutachten.

Reinigung des Multibodens
Für kleine Leitungen ab 100 mm Durchmesser werden bei RLT-Anlagen flexible Wellen mit rotierenden Reinigungsbürsten verwendet. Besonders Anschlüsse von Luftdurchlässen an das Leitungsnetz werden mit solchen Geräten gereinigt. Je flexibler solche Reinigungswellen sind, desto kürzer ist ihre Reichweite. Die kleinsten Wellen haben eine zufriedenstellende Reichweite von ca. 5 bis 10 m. Sie haben gute Gleiteigenschaften und können auch ovale oder Flachkanäle säubern. Besonders bei Umlenkungen lassen sie sich aber irgendwann nicht mehr schieben. Da alle Reinigungsgeräte in der Lüftungstechnik den Schmutz nur lösen können, benötigt man immer eine externe Einheit, die den gelösten Schmutz auffängt. Solche Unterdruckgeräte oder Absaugeinheiten erzeugen eine Luftströmung von 10 bis 15 m/sec.  Gelöster Schmutz kann sich so nicht wieder absetzen. Eine hygienetechnische Reinigung einer solchen Anlage sollte immer durch eine Fotodokumentation abgerundet werden.

Fazit: Der Multiboden ist bezüglich der verwendeten Materialien sowie der  Verarbeitung konform mit den Vorgaben der VDI 6022. 
Für Sicherheit und Komfort empfehlen wir Spezialunternehmen für technische Hygiene.