Frank Piepers im Interview

Immer manövrierfähig

Frank Piepers, Geschäftsführer der wvm Gruppe Köln, über die Situation der Baubranche und wie es gelingt, sich seit über 30 Jahren erfolgreich am Markt zu behaupten.

Foto © Hartmut Nägele

Herr Piepers, was sind aus Ihrer Sicht die derzeit größten Herausforderungen für die Baubranche? 

Das sind zum einen die technischen Herausforderungen, vor die uns die gesetzgeberischen Auflagen hinsichtlich des Klimaschutzes stellen. Die Messlatte wurde sehr schnell recht hochgelegt und die aufgelegten  Förderprogramme teilweise sehr kurzfristig wieder gestrichen. Zum anderen sind die Banken bei der Kreditvergabe derzeit zögerlich und das immer noch relativ hohe Zinsniveau belastet sowohl Projektentwickler als auch die Käufer. Zusätzlich machen die langen Genehmigungsverfahren Projekte kaum noch kalkulierbar. All das sorgt für Planungsunsicherheit und treibt die Baukosten in die Höhe. Das muss sich dringend ändern, damit Bauen wirtschaftlich und Wohnungen erschwinglich bleiben. 

Wie schafft es die wvm Gruppe trotz dieser ungünstigen Bedingungen seit über 30 Jahren erfolgreich am Markt zu bestehen?

Das sind eine ganze Reihe von Faktoren. Als mittelständisches, inhabergeführtes Unternehmen sind wir reaktionsschnell und flexibel. Ein wesentlicher Faktor sind unsere top ausgebildeten Mitarbeiter in allen Bereichen, von der Projektabwicklung bis zur Bauausführung. Darüber hinaus haben wir über die Jahre unsere Prozesse kontinuierlich optimiert. Die wvm Gruppe steht für hohe Qualität in Planung und Bauausführung, die wir u. a. durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Subunternehmern gewährleisten. Mit 83 Prozent unserer Vertragspartner arbeiten wir seit über zehn Jahren zusammen. Zu nennen ist auch unsere profunde Marktkenntnis. Außerdem haben wir immer darauf geachtet, eine stabile Eigenkapitalbasis zu behalten, um manövrierfähig zu bleiben. Das macht uns erfolgreich und trägt uns auch durch die aktuelle Krise. 

Sie realisieren in Köln mit dem LÜCK gerade ein auch überregional viel beachtetes Projekt, das in Sachen Wärmeversorgung mit der Nutzung von Abwasserwärme auf ein innovatives Konzept setzt. Inwieweit ist das Thema Klimaschutz für Ihr Unternehmen relevant? 

Wir sind immer offen für neue Ideen. Nicht nur in Sachen Umweltschutz. Mit dem mehrfach ausgezeichneten Kölner Projekt Clarenbachplatz 1, bei dem ein 160 Meter langer Schienenweg überbaut wurde, haben wir bautechnisch Maßstäbe gesetzt.  Grundsätzlich prüfen wir alle unsere Projekte auf Klimaverträglichkeit und versuchen, die höchsten Energiestandards zu erreichen. Bei LÜCK ist es uns zum ersten Mal gelungen, die CO2-Belastung signifikant zu reduzieren. Das ist natürlich ein Kostenfaktor, aber ich rechne damit, dass es zukünftig vermehrt günstige Standardlösungen geben wird. Momentan konterkarieren allerdings viele Vorgaben das Klimaschutzziel. Wir müssen dahin kommen, sinnvoll zu bauen: einfacher, mit weniger Regulierungen, aber trotzdem möglichst klimagerecht.

Die wvm Gruppe engagiert sich in vielen sozialen Projekten. Was ist Ihr Antrieb?

Unser ein jährliches Spendenbudget hat eine Größenordnung von 500.000 Euro. Wir unterstützen Sportvereine, soziale Initiativen, die Brauchtumspflege und viele weitere Projekte, die das gesellschaftliche Miteinander fördern. Als Kölner Unternehmen sind wir der Stadt verpflichtet. Wir verdienen hier gutes Geld und möchten andere daran teilhaben lassen.