Heilbronn

Innovationsfabrik 2.0

An einem sehr exponierten Standort in Heilbronn, zwischen WTZ-Turm und Neckaruferpark, soll die Innovationsfabrik 2.0 errichtet werden. Es handelt sich um ein fünfgeschossiges Holz-Hybrid-Gebäude mit prägender Holz-Glas-Fassade. Es bildet Auftakt und Abschluss am Neckaruferpark und zugleich ein harmonisches Ensemble mit dem Bestand. Das städtebauliche Konzept stärkend wird die Raumkante zum Neckar aufgenommen. Die Blickachse zum bestehenden Wissenschafts- und Technologiezentrum wird freigehalten, so dass eine großzügige grüne Mitte im Dreiklang mit dem Hotel gebildet wird.

Foto @Waechter + Waechter Architekten BDA

Die allseits gläsern transparente Anmutung des quadratischen Baukörpers, ohne Vor- und Rückseite, entspricht dem Leitbild der Innovationsfabrik. Der nachhaltige, ressourcenschonende Holzbau ist weithin sichtbar, die Logik der Konstruktion bestimmt das Erscheinungsbild und wird zum identitätsstiftenden Wiedererkennungsmerkmal. Statt dunker Flure laden helle, lichtdurchflutete Kommunikations- und Begegnungszonen rund um eine zentrale Halle die Tüftler der Start-ups, GründerInnen, CoworkerInnen und KreativarbeiterInnen zum gegenseitigen Befruchten und Inspirieren ein. Diese offenen Zonen sind Thinktanks und Lounges für das Arbeiten und den Austausch untereinander. Die Halle bildet den Mittelpunkt und ermöglicht eine einfache Orientierung. Alle Arbeitsplätze der unterschiedlich großen Räume liegen in den Obergeschossen kranzförmig rund um dieses gemeinschaftliche Herz nach außen orientiert mit unterschiedlichen, aber jeweils attraktiven Ausblicken und damit optimal belichtet. 

Die Raumproportionen ermöglichen vielfältigste Konzeptionen als offene Bürolandschaft, aber auch als Kombi- und Zellenbüro. Im Inneren entsteht eine freundliche und anregende Atmosphäre als Voraussetzung für angenehmes Arbeiten – allein und in der Gruppe. Die Verglasung der Büros zu den Kommunikationszonen ermöglicht Einblicke, fördert den Austausch untereinander und unterstützt den angestrebten werkstattartigen Charakter; Vorhänge erlauben unterschiedliche Transparenz. Im obersten Geschoss liegt mit beeindruckender Aussicht zum Neckar der Eventraum. Die Lagerräume der Mieter sind wirtschaftlich im UG verortet. Beim Ankommen oder Warten vor den Aufzügen blicken alle, ohne Störung der Pausenbereiche, großzügig über die Halle in die verschiedenen Geschosse. In den beiden Kernen sind die ergänzenden Sanitärbereiche, Technik- und Lagerräume zusammengefasst. Die beiden notwendigen Fluchttreppen liegen mit einem kleinen Luftraum an den Fassaden. Die kommunikativen Begegnungszonen im Inneren werden durch den gemeinschaftlich nutzbaren, neuen Freiraum ergänzt. Von hier erfolgt der Zugang über den transparenten Eingang wettergeschützt über den Windfang mit integriertem Servicepoint direkt in die zentrale Eingangshalle im Atrium. Der längsseitig zum Neckar orientierte, auch extern zu nutzende, Tagungsraum öffnet sich schaufensterartig zur Fußgängerpromenade und erlaubt Einsicht in die Arbeiten im Innovationszentrum. 

Daneben liegen die Workshopräume, die für Besprechungen mitgenutzt werden können, sowie die optional mit Trennwänden verbindbaren Werkstätten (über Tore von Westen andienbar) mit den zugehörigen Büros. Alle Flächen in den Erd- und Obergeschossen sind auch für Menschen mit motorischen oder sensorischen Einschränkungen nutzbar.  

Die sachliche, unaufgeregte Einfachheit bestimmt die äußere Anmutung, die sich selbstbewusst in den heterogenen Kontext einfügt und den innovativen, experimentellen Start-up-Charakter zum Ausdruck bringt. 

Foto @Waechter + Waechter Architekten BDA

Foto @Waechter + Waechter Architekten BDA

Foto @Schrobsdorff Bau AG

Foto @Schrobsdorff Bau AG

Brandschutz  
Die Geschossflächen sind in zwei abgetrennte, jeweils unabhängig an die beiden Fluchttreppen angebundene, Nutzungseinheiten (<400 m2 ) geteilt. Dies ermöglicht, dass die Begegnungsflächen ohne brandschutztechnische Auflagen unterschiedlichst genutzt und die Fassaden um die Innenhalle nur als Rauchschutz ausgebildet werden können. Durch den Verbundbeton sind die Geschossdecken in F60 nachweisbar. 

Tragwerk 
Die Holzkonstruktion ist in Skelettbauweise mit punktgestützten Decken aus Stützen bzw. Wänden, Unterzügen und einer das primäre Gerippe ausfachenden Holz-Beton-Verbunddecke gedacht. Die zwischen den Balken verlegten Holzwolle-Leichtbauplatten sind raumakustisch wirksam ( einschließlich tiefer Frequenzen) und dienen gleichzeitig als verlorene Schalung für den vor Ort eingebrachten Überbeton. Balken und Schalung werden im Werk in tranportierbaren Größen als Elemente vorgefertigt. Der Verbundbeton wird erst nach Abschluss der Holzbaumontage eingebracht. 

Energiekonzept 
Die aus dem städtebaulichen sowie funktional inhaltlichen Konzept entwickelte kompakte Baukörperdisposition gewährleistet durch das sehr günstige A/V Verhältnis energetisch minimale Transmissionswärmeverluste. Der geringe Flächenverbrauch und die damit geringe Versiegelung der Flächen ist ökologisch sinnvoll und im Sinne einer möglichen Erweiterung und Nachverdichtung im besten Sinne nachhaltig. 
Das Energiekonzept kombiniert bauliche (passive) Maßnahmen mit einer effizienten Anlagentechnik. Die Wärmeversorgung des gesamten Gebäudekomplexes erfolgt über eine reversible Wärmepumpenanlage, welche auch die Kühlwasserversorgung des Gebäudes übernimmt. Die Inneneinheiten der Wärmepumpen werden zusammen mit den Pufferspeichern und der Wärme- und Kälteverteilung im Technikraum im UG plaziert. In den Etagen werden Heizkreisverteiler im 4-Leiter-System angeschlossen. Zum Heizen, Kühlen und Lüften der Büros und Aufenthaltsbereiche dient der ClimaLevel Multiboden. Die in den Boden integrierte Zuluftführung sorgt für eine effektive Nutzung der Speichermasse des Estrichs und für niedrige Temperaturdifferenzen im Heiz- wie im Kühlfall. Damit ist ein effizienter Betrieb der Wärmepumpe in allen Betriebszuständen garantiert. Im Kühlfall wird die Zuluft vor dem Eintritt in das Bodensystem entfeuchtet, um eine Kondensation im Boden selbst zu vermeiden.
Der Zuluftvolumenstrom wurde mit ca. 20 m3/h Person ermittelt. In der Summe ergibt sich eine Luftzentrale mit einer Leistung von 16.500 m3/h.